Nur kurz nachsehen, welche Nachricht gerade über WhatsApp angekommen ist, das ein oder andere schnell kommentieren und vielleicht noch ein lustiges Foto weiterleiten. Dann kann man das Handy ja wieder weglegen. Natürlich nur so lange, bis es die nächste Nachricht ankündigt. – Das Smartphone ist mittlerweile für viele zum ständigen Begleiter geworden. Und gerade für Kinder und Jugendliche ist sein Reiz wahnsinnig groß. Für viele Eltern ergeben sich dadurch zwangsläufig Fragen: Ab welchem Alter sollte man dem Kind ein eigenes Smartphone geben? Gibt es sinnvolle Nutzungsregeln? Wie kann man sein Kind vor den Gefahren des Internet schützen und wie kann man seinem Kind vermitteln, dass online die gleichen Verhaltensregeln gelten, wie im echten Leben?

Diese Themen standen am Mittwoch bei einem Elternabend an der Bertha-Benz-Realschule Wiesloch im Mittelpunkt. In Ihrer Begrüßung erklärte Schulleiterin Ulrike Freiling den rund 50 Gästen, wie die Schule im Unterricht, aber auch in außerunterrichtlichen Projekten immer wieder die Mediennutzung thematisiert, z. B. durch die Medienscouts, die Schulsozialarbeiter Ralph Neuner jedes Jahr an der Bertha-Benz-Realschule ausbildet. Darüber hinaus sei es aber wichtig, dass auch die Eltern ihre Kinder auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien begleiten.

Sabine Ostertag, Ulrike Freiling und Jürgen Engelhardt (v.l.n.r.) informieren über Medienerziehung und rechtliche Aspekte.

Die Präventionsbeauftragte des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Stuttgart (ZSL), Sabine Ostertag, zeigte, wie schwierig es für viele Kinder und Jugendliche ist, sich selbst zu regulieren, sprich: das Handy aus eigenen Stücken beiseite zu legen. Aber genau das sei wichtig, damit sich unser Gehirn auf andere Aufgaben fokussieren kann, etwa die Hausaufgaben. Dabei sei es am besten, wenn das Kinderzimmer handyfrei Zone bleibt und die Nutzungsdauer, gerade bei jüngeren Kindern, noch klar begrenzt wird. Mit zunehmendem Alter und steigender Fähigkeit zur Selbstregulation könnten die Regeln dann gelockert werden. Davon, das Handy generell zu verteufeln, riet Ostertag ab. Vielmehr sei es sinnvoll, regelmäßig mit dem Kind zusammen in die WhatsApp-Chats hineinzusehen oder etwa Youtube-Videos zu betrachten, um einen realistischen Einblick zu bekommen und gemeinsam klären zu können, welche Grenzen auch in der digitalen Welt nicht überschritten werden sollten.

Dem Argument die Kinder bräuchten schon in der fünften Klasse ein Handy, falls auf dem Schulweg etwas passiert, erteilte Ostertag entschieden eine Absage. In Notsituationen müssten die Kinder dazu in der Lage sein, andere Menschen anzusprechen und auf deren Hilfe zu vertrauen. Diese „innere Sicherheit“ könne nur gewonnen werden, wenn Kinder eben nicht bei jedem Problem mit dem Handy ihre Eltern zu Hilfe rufen.

Jürgen Engelhardt, Präventionsexperte der Wieslocher Polizei, ergänzte den Vortrag immer wieder mit aktuellen Beispielen. Auch die rechtlich relevanten Aspekte beleuchtete er, etwa inwiefern Eltern haften, wenn ihre Kinder sich in der digitalen Welt etwas zu Schulden kommen lassen. In der offenen Fragerunde am Ende des Abends wurde noch einmal deutlich, dass Medienerziehung am besten durch gemeinsame Anstrengungen von Schule und Eltern gelingt.

„Wie viel Smartphone braucht das Kind?“ – Eltern der Bertha-Benz-Realschule informieren sich