Die Mannheimer Popakademie war zu Gast – Workshops für die Fünft- und Sechstklässler

Wiesloch. (hds) Die Bertha-Benz-Realschule wurde in ihren Grundfesten erschüttert, das lag aber nicht etwa an dem Zustand des sanierungsbedürftigen Gemäuers. Anlass für den gewollten Anstieg des „Lärmpegels“ war der Besuch der Popakademie Baden-Württemberg, die mit ihrem Projekt „Pop macht Schule“ in den Räumlichkeiten der Schule gastierte. Rund 80 Schüler nahmen an unterschiedlichen Workshops teil, schnupperten in Kurse wie „Words and Raps“ rein, nahmen am Weltmusik-Ensemble mit doch hierzulande eher unbekannten Instrumenten teil, übten sich im Chorgesang oder versuchten, sich unter dem Motto „Meet the Band“ in einer Gruppe instrumental zu betätigen. Am späteren Vormittag fand dann in der Aula die Zusammenführung aller Projekte statt. Im April kommt die Popakademie unter Leitung von Professor Axel Schwarz nochmals in die Realschule, um das Erlernte zu vertiefen.

Seit 2005 ist die Popakademie mit Sitz in Mannheim auf musikalischer Achse in der Region und hat es sich, mit Unterstützung der BASF, zur Aufgabe gemacht, mit dem Förderprogramm Jugendliche in den Schulen an die Popmusik heranzuführen. „Wir haben in diesem Jahr bewusst weniger Schulen, nur sechs in der Metropolregion, ausgesucht, kommen dafür aber zweimal“, so Catherine Galliou von der Popakademie im Gespräch mit der RNZ.

Insgesamt 26 Studenten waren diesmal mit dabei, um mehr als nur einen Einblick in die Popmusik zu geben. Songs wurden selbst geschrieben, in kleinen Gruppen fleißig geübt und alle waren mit großer Begeisterung bei der Sache. Überwiegend Kinder aus den 5. und 6. Klassen waren mit dabei und wurden in den anstehenden Pausen neidisch von all den Mitschülern beobachtet, die diesmal nicht mit von der Partie sein konnten. „Eine tolle Sache und wir sind mit Begeisterung dabei“, so Lena aus der sechsten Klasse nach ihrem Auftritt im Chor.

„Wir suchen uns in erster Linie Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen aus. Ausgespart sind von unserem Angebot Grundschulen und Gymnasien“, berichtete Galliou. Die Bertha-Benz-Realschule hatte sich bereits mehrfach beworben, jetzt hat es endlich geklappt. „Von der Popakademie sind hier Studenten aus dem 3. Semester mit dabei. Für sie geht es zwar auch um den Spaß, mit Schulkindern zu arbeiten, allerdings dienen solche Veranstaltungen auch dazu, unsere Studenten praxisnah in die Musikpädagogik einzuführen“, sagte Galliou.

Und dazu hatte das engagierte Team aus Mannheim ausreichend Gelegenheit. Frei nach dem Motto „Nicht zuschauen, sondern mitmachen“ wurde gleich am frühen Morgen losgelegt, der Ablaufplan besprochen, um dann in insgesamt acht Workshops die kurzweilige Arbeit aufzunehmen. Im Gepäck hatte man Gitarren, Bässe, Schlagzeuge, Keyboards und die dazugehörende Technik wie Lautsprecher, Mikrofone und ein Mischpult. Im Bereich „Weltmusik“ kamen manche Kinder aus dem Staunen nicht heraus. Da wurden Exoten wie Baglamas Ouds, Kanuns und Darbukas vorgestellt und in die Workshops integriert. Es handelt sich dabei um Saiteninstrumente und bei den Kanuns um eine Art orientalische Zither.

„Wir haben in unseren Reihen viele Studenten, die aus den Ursprungsregionen dieser Instrumente kommen“, meinte Catherine Galliou. Ein Student, so erzählte sie, habe gar aus Syrien per Skype die Aufnahmeprüfung für die Popakademie bestanden, um dann sofort nach seiner Flucht in Mannheim mit dem Studium beginnen zu können. Auch ein Professor, der einst in Damaskus tätig war, unterrichtet inzwischen an der Popakademie und hat dort einige seiner einstigen Schüler aus Syrien wiedergetroffen. Beim zweiten Termin im April wird es darum gehen, die Teilnehmer – es werden dieselben Schüler sein – dann an jeweils anderen Workshops als bei der Premiere teilnehmen zu lassen. „Damit vergrößern wir die Bandbreite unseres Angebots und jeder kann für sich entscheiden, wo er sich vielleicht künftig betätigen möchte.“

Für Ulrike Freiling, die Leiterin der Bertha-Benz-Realschule, ist das Projekt der Popakademie in mehrfacher Hinsicht eine tolle Sache. „Vor allem ist es aus Sicht der Schule wichtig, für unsere Band und den Chor frühzeitig für Nachwuchs zu sorgen. Mit einer solchen Veranstaltung kann damit schon eine Basis gelegt werden“, blickt sie optimistisch in die Zukunft. Denn gerade die Band, die viele öffentliche Auftritte in Wiesloch bei Festen hat, muss sich immer wieder neu zusammensetzen, wenn die Mitglieder die Schule verlassen haben. „Da wurden wir in den zurückliegenden Jahren allerdings oftmals von Ehemaligen unterstützt, die immer mal wieder in die Bresche gesprungen sind.“

Mit dem Besuch der Popakademie verbindet Freiling die Hoffnung, den musikalischen Nachwuchs nun aus den eigenen Reihen generieren zu können. Koordiniert wurde das Projekt seitens der Realschule von Verona Elfner und Thomas Schrödl. Jetzt hofft vor allem die Schulband, beim finalen Workshop mit Abschlusskonzert Mitte Juni in Mannheim mit dabei sein zu können. Die Chancen dafür, so war zu hören, stehen günstig.

In der Realschule wurde mächtig „gerockt“ (aus: RNZ vom 4.3.2018)